Die Zeiten, in denen die ganze Familie für wenige Mark an die Ostsee zum Camping gefahren ist, sind mittlerweile lange vorbei. Gefühlt ist der Campingurlaub nicht wirklich günstiger als eine Pauschalreise. Viele werden jetzt sagen, dass es beim Camping auch nicht um einen günstigen Urlaub geht, sondern um das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit.
Damit haben sie sicherlich recht. Jeder Urlaub ist letztendlich so teuer wie man ihn macht. Nichtsdestotrotz haben wir einmal versucht zu analysieren, warum Camping gefühlt so teuer ist. War der Urlaub mit dem Wohnwagen oder Wohnmobil früher wirklich günstiger?
Die Kosten für den durchschnittlichen Campingurlaub sind tatsächlich in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Die Hauptgründe hierfür sind die Inflation und die immer größere Beliebtheit von Wohnmobilen und Campingplätzen. Eine immer weiter steigende Nachfrage treibt die Preise in die Höhe.
Schauen wir uns die einzelnen Kostentreiber einmal im Detail an und versuchen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man den steigenden Preisen entgegenwirken kann. Letztendlich gilt beim Campingurlaub das gleiche wie bei jedem anderen Urlaub auch: Man kann sehr teuer verreisen, aber auch sehr günstig.
Die Inflation führt zu höheren Kosten
Der erste einleuchtende Punkt ist natürlich die Inflation. Letztendlich wird alles immer teurer und das ist auch ganz normal und gut so. Die Aufgabe der Zentralbanken ist es zum Beispiel, dafür zu sorgen, dass es immer eine leichte Inflation gibt (oft hört man, dass eine 2%ige Inflation angestrebt wird).
Dies sorgt dafür, dass die Wirtschaft am Laufen gehalten wird. Im Optimalfall steigen die Löhne mit der Inflation und die Wirtschaft kann kontinuierlich wachsen.
Gefühlte Inflation
Es ist also ganz normal, dass alles was wir kaufen immer etwas teurer wird. Problematisch ist jedoch, dass die gefühlte Inflation oft höher liegt, als die reale Inflation. Die Wahrnehmung ist also, dass die Produkte, die wir kaufen, viel stärker im Preis steigen als sie dies tatsächlich tun. Während man zum Beispiel die Preissteigerungen bei Lebensmitteln sehr direkt und schnell merkt, merkt man diese bei Produkten, die man seltener kauft, nicht so sehr.
Auch sollte man bedenken, dass sich Produkte unterschiedlich schnell verteuern. Die allgemein beschriebene gewünschte Inflation von 2 % wird auf Basis eines „Warenkorbs“ von üblichen Waren und Dienstleistungen errechnet, die ein durchschnittlicher Haushalt kauft. Hierbei gleichen sich also auch verschiedene Sachen untereinander aus. Nehmen wir als Beispiel die Kosten für Häuser und Wohnungen. Diese sind in den letzten 10-20 Jahren sehr stark gestiegen. Dies nehmen wir sehr deutlich wahr. Die Preise für Milch hingegen sind (inflationsbereinigt) gesunken.
Reallohn
Allgemein bilden sich Preise immer aus Angebot und Nachfrage. Steigt die Nachfrage kontinuierlich an, sorgt dies für einen wirtschaftlichen Aufschwung und eben auch für leicht steigende Preise für jeden von uns. Dementsprechend ist es ganz normal, dass auch der Campingurlaub, das Wohnmobil, der Wohnwagen und auch das Zubehör immer etwas teurer werden.
Problematisch wird es, wenn der Reallohn nicht ansteigt, d. h. wenn die Lohnerhöhungen prozentual gleich oder kleiner der Inflation sind. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Reallöhne von 2008 bis 2013 kaum gestiegen, erst danach ging es leicht aufwärts (Quelle: Statistisches Bundesamt: hier)
In einem Beitrag der Bundeszentrale für politische Bildung aus dem Jahr 2013 (zu finden hier), wird ersichtlich, dass sich der Reallohnindex auch in den Jahren 1991 – 2012 kaum verändert hat. D.h. die Lohnsteigerung wurde in etwa von der Inflation aufgezehrt.
Es fahren mehr und mehr Leute in Urlaub
Allgemein steigt der Wohlstand in Deutschland. Aus diesem Grund fahren trotz gestiegener Kosten immer mehr und mehr Leute in Urlaub. Das betrifft nicht nur das Camping, sondern auch Pauschalreisen, Kreuzfahrten etc. Auch wenn es einem nicht immer so vorkommt. Heutzutage wirkt alles stressiger und hektischer, aber im Schnitt hat jeder Deutsche etwa 30 Tage Urlaub im Jahr. In früheren Zeiten war dies anders, in den 60er und 70er Jahren hatte man zwischen 14 und 20 Tagen Urlaub.
Gleichzeitig hat die breite Masse mehr Geld, um überhaupt in Urlaub zu fahren. Auch dies war in früheren Zeiten deutlich anders. Meine Oma, die 1922 geboren wurde, war nie auf Reisen und hat kaum Urlaub in ihrem Leben gemacht.
Allgemein ist also die Tourismusindustrie in der Vergangenheit stark gewachsen. Natürlich entstand hierdurch auch mehr Wettbewerb und damit geringere Kosten. Wer hätte früher gedacht, dass man einmal die Möglichkeit hat, für wenige Euro von Frankfurt nach Madrid zu fliegen übers Wochenende? Während Pauschalreisen immer günstiger und günstiger geworden sind, steigen die Preise für Wohnmobile und Campingplätze seit vielen Jahren. Auch innerhalb einer Industrie kann es also vorkommen, dass die Preise unterschiedlich schnell und stark fallen oder steigen.
Die Preise für Wohnmobile steigen seit Jahren
Während wir vorher allgemein über die Inflation und die Tourismusindustrie gesprochen haben, widmen wir uns jetzt einmal der tatsächlichen Nachfrage und dem tatsächlichen Angebot im Campingbereich. In den letzten Jahrzehnten nehmen die Neuzulassungen für Wohnmobile stetig zu. Immer mehr Leute kommen auf den Geschmack und entscheiden sich für den Campingurlaub.
Die Anzahl an neu zugelassenen Caravans von 2013 bis 2019 stieg um ca. 57 % und die Anzahl an Reisemobilen sogar um ca. 110 % (Quelle: Statista, zu finden hier).
Das heißt, die Nachfrage an Reisemobilen ist stetig sehr hoch. Dementsprechend können die Hersteller dieser Fahrzeuge auch immer höhere Preise aufrufen. Hinzu kommt aber auch, dass Wohnmobile mittlerweile komplette Wohnungen auf Rädern sind. Ist man in den 60er Jahren Campen gefahren, hatte man bei weitem nicht so ein Hightech-Fahrzeug wie heute.
So spart man hier Kosten:
Auch wenn gebrauchte Wohnmobile und Wohnwagen in den letzten Jahren auf dem Markt immer noch relativ teuer gehandelt werden, so findet man doch immer mal wieder gute Angebote. Am besten lässt man sich Zeit und beobachtet den Gebrauchtmarkt bis man etwas wirklich Passendes findet. Wir haben uns dem Thema Gebrauchtwagenkauf ausführlich gewidmet und eine extrem umfangreiche Checkliste zusammengestellt (zu finden hier), um typische Fehler von Anfang an zu vermeiden.
Das Mieten von Wohnmobilen wird immer beliebter
Ist die Nachfrage nach Wohnmobilen hoch, profitiert davon auch jeder Anbieter, der diese vermietet. Viele möchten Camping erstmal ausprobieren und mieten sich deswegen ein Fahrzeug für den nächsten Urlaub. Auch hat man die Möglichkeit, erst einmal ein paar verschiedene Modelle und Ausstattungen auszuprobieren, bevor man sich ein eigenes Wohnmobil anschafft.
Wer also zu den Personen gehört, für die es sich finanziell nicht lohnt, sich ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen, der wird über die aufgerufenen Preise pro Nacht ganz schön schlucken. In der Hauptsaison zahlt man schnell 120 € und mehr pro Tag. Rechnet man hier noch die Kraftstoffkosten und die Gebühren für Campingplätze hinzu, ist dies kaum günstiger als ein Hotelzimmer.
Die Kraftstoffkosten steigen seit Jahren an
Abgesehen von ein paar wenigen Jahren (zum Beispiel nach der Finanzkrise 2008, nach 2012 und nach 2020) steigen die Preise für Benzin und Diesel kontinuierlich an. Seit Jahrzehnten ist hier ein klarer Trend nach oben zu erkennen. Natürlich spielt auch hier wieder die Inflation eine Rolle, allerdings nur zum Teil.
Hinzu kommt, dass wir uns durch die Europäische Union sehr frei bewegen können und ohne Probleme in andere Länder fahren können, dementsprechend werden im Urlaub oft auch viel weitere Strecken zurückgelegt, was wiederum zu höheren Kosten führt.
Die Nachfrage nach Campingplätzen ist gestiegen
All die oben genannten Punkte führen dazu, dass auf den Campingplätzen die Nachfrage steigt. Mieten oder kaufen sich mehr und mehr Leute ein Wohnmobil, und fahren allgemein immer mehr in den Urlaub, dann werden die Campingplätze voller und voller.
Laut Statistischem Bundesamt stieg die Anzahl der geöffneten Campingplätze von 1992 bis 2019 von 2.038 auf 3.011. Das ist ein Anstieg von über 47 %. Der größte Anstieg war hier von Ende der 90er Jahre bis etwa 2008. In den Jahren 2013 bis 2019 gab es nur noch einen Anstieg von ca. 6,5 % (Quelle: Statista, zu finden hier). Wie oben zu erkennen war, steigen die Neuzulassungen für Wohnmobile und Caravans prozentual viel stärker als die Anzahl der Campingplätze.
Dementsprechend ist es unausweichlich, dass es auf den Campingplätzen voller wird, auch wenn man in Betracht zieht, dass auf einem Campingplatz viele Wohnmobile Platz finden und ja auch nicht alle Wohnmobile zur gleichen Zeit unterwegs sind. Man muss hier aber auch bedenken, dass es sich lediglich um die Neuzulassungen handelt. Im Jahr 2019 gab es einen Bestand von Wohnmobilen von 533.000 Stück (Quelle: Statista, zu finden hier).
So spart man hier Kosten:
Ist die Nachfrage nach Plätzen groß, steigen hier entsprechend die Kosten. Es gibt aber immer noch eine Menge Campingplätze, die etwas weniger bekannt sind und nicht unmittelbar in den Tourismusgebieten liegen. Preise vergleichen lohnt sich also.
Viele Campingplätze haben stark Investiert
Dazu kommt, dass viele Campingplätze investieren, um insbesondere die Sanitäranlagen und die zusätzlichen Angebote auf dem Campingplatz attraktiv zu halten. Es gibt immer mehr Plätze mit Restaurants oder Spa-Angeboten. Allgemein sind die Ansprüche der Kunden höher geworden. Auf Campingplätzen in den 70er und 80er Jahren hatte man in aller Regel nur rudimentäre sanitäre Anlagen, einfache Toiletten und Duschen und kaum Restaurants auf den Plätzen. Gekocht wurde meist selber.
Heute gibt es immer mehr und mehr Plätze, die sich dem luxuriösen Camping verschreiben, auch „Glamping“ (Glamourous Camping) genannt. Bietet der Platzbetreiber immer mehr Angebote für die Nutzer und investiert in diese Freizeitmöglichkeiten, sind damit oft hohe Kosten verbunden. Diese werden anschließend auf alle Campingplatzbesucher umgelegt, was sich letztendlich im Preis widerspiegelt.
Auch hier gibt es natürlich immer das eine und das andere Extrem. Es gibt weiterhin noch sehr günstige und trotzdem saubere Campingplätze, während es andererseits auch richtige Luxus-Plätze, mit Restaurants, Spa, Golfplatz und Achterbahnen gibt.
So spart man hier Kosten:
Man sollte sich überlegen wie viel Luxus man tatsächlich braucht und ob sich die teureren Plätze lohnen. Das kann letztendlich nur jeder individuell entscheiden. Aber wie bereits oben erwähnt, es gibt durchaus sehr schöne und gepflegte Plätze für etwas weniger Geld.
Die Stromkosten steigen seit Jahren stark
Wie wohl jeder in Deutschland am eigenen Leib erfährt, steigen die Strompreise für alle Verbraucher, welche die EEG Umlage zahlen müssen, seit Jahren stark an. Dies macht auch vor Campingplatzbetreibern nicht Halt, sodass auch hier die steigenden Kosten auf die Kunden umgelegt werden.
Für die kWh Strom bezahlt man dann gut und gerne 60 Cent und mehr. Auch wenn man in einem kurzen Campingurlaub nicht unbedingt viel Strom verbraucht, führt es doch unterm Strich zu höheren Kosten.
So spart man hier Kosten:
Um nicht auf den Strom auf dem Campingplatz angewiesen zu sein, kann es sich lohnen, eine Solaranlage nachzurüsten. Das kommt allerdings wirklich sehr auf die Reisedauer pro Jahr an und vor Allem, ob man auch einmal abseits der Campingplätze übernachten möchte. Andernfalls rechtfertigen 60 Ct pro kWh kaum die Anschaffung einer Solaranlage.
Die Campingindustrie treibt die Preise
Da Camping immer beliebter und beliebter wird, bildet sich hier natürlich eine immer größere Industrie um das Thema. Es gibt mehr und mehr spezielles Campingzubehör, mehr Hersteller und Ausstatter von Fahrzeugen, mehr Zulieferer etc. Schön kann man das am Beispiel der Solaranlagen erkennen. Seit einigen Jahren wird die autarke Stromerzeugung auf dem Wohnmobil immer beliebter. Dementsprechend gibt es immer mehr Firmen, die spezielle Produkte rund um die Solarenergie fürs Camping anbieten.
Bei manchen Produkten zahlt man dann gerne einmal deutlich mehr, nur weil es „extra“ fürs Wohnmobil ist. In unserem ultimativen Guide zur Solaranlage auf dem Reisemobil (zu finden hier) haben wir uns dem Thema ausführlich gewidmet. Bei den dort verglichenen Solarmodulen, die bei Händlern angeboten werden, welche spezielle Module & Solar-Sets fürs Wohnmobil verkaufen, sind die Preise doppelt bis dreifach so hoch.
So spart man hier Kosten:
Auch hier lohnt es sich wie so oft, die Preise zu vergleichen. Muss es zum Beispiel wirklich das extra Campinggeschirr oder Besteck sein? Viele Produkte die es im Campingfachhandel gibt, findet man online deutlich günstiger. Gerade wenn man ein Fahrzeug neu ausstattet, kann man hier schnell ein paar hundert Euro sparen wenn man sich etwas Zeit nimmt, die Preise zu vergleichen.
Oft essen gehen auf dem Campingplatz
Wie zuvor angesprochen, haben viele Campingplätze mittlerweile ein eigenes Restaurant. Das ist auf der einen Seite unglaublich praktisch und oft ist das Essen dort auch sehr gut, gleichzeitig ist es deutlich teurer als selber etwas mit der Familie zu kochen. Allgemein hat sich das Verhalten vieler Camper hier gewandelt. Viele gehen mehr und mehr essen und genießen es, im Urlaub nicht kochen zu müssen. Das ist absolut nachvollziehbar, sorgt allerdings dafür, dass man deutlich mehr Geld für Verpflegung ausgibt.
So spart man hier Kosten:
Die Lösung hier Geld zu sparen ist sehr einfach. Einfach mit der Familie auf den Markt gehen, gesunde und frische Lebensmittel einkaufen und selber kochen. Der positive Nebeneffekt: Man kann die Nachbarn auf dem Campingplatz gleich mit einladen und zum Beispiel zusammen grillen. So entstehen die tollsten Bekanntschaften.
Teure Aktivitäten abseits des Campingplatzes
Dadurch, dass die Campingplätze meist in touristischen Gebieten liegen, hat man sehr einfach die Möglichkeit, als Camper auch außerhalb des Platzes etwas mit der Familie zu unternehmen. Sei es der Freizeitpark, der Restaurantbesuch, das Entspannen im Strandkorb oder die Kugel Eis an der Promenade.
Da immer mehr und mehr Menschen in Urlaub fahren, werden auch diese Aktivitäten immer teurer und teurer. In einigen Touristengebieten zahlt man mittlerweile für die Kugel Eis eben nicht mehr 1€, sondern 3€ und mehr. Der Grund ist simpel, immer mehr Leute in einem kleinen Gebiet und damit immer mehr Nachfrage. Viele Menschen sind bereit, solche Preise in ihrem Urlaub zu zahlen, da man hier eben mal nicht auf jeden Euro achten will, sondern den Urlaub in vollen Zügen genießen möchte.
Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum die Preise für so ziemlich alles in den Touristengebieten so stark steigen. Es ist eher eine Verkettung verschiedener Ursachen. Nehmen wir als Beispiel Sylt. Eine Insel mit begrenztem Platz, aber immer mehr Touristen. Dementsprechend ist Bauland bzw. Wohnraum dort extrem beliebt und teuer. Alles was dazu genutzt werden kann, Touristen in den Sommermonaten zu beherbergen, wird dazu genutzt. Die Nachfrage ist also sehr hoch, das Angebot allerdings durch die Fläche begrenzt. Das führt dazu, dass sich Arbeitskräfte auf einer solchen Insel die Wohnungen dort nicht mehr leisten können.
Gleichzeitig muss aber auch der Eisverkäufer an der Promenade die Preise erhöhen, da eben die Miete für den Stellplatz immer teurer wird. Auch die Restaurants müssen die höheren Preise irgendwie kompensieren. Das alles führt dazu, das die Preise mehr und mehr steigen. Die Nachfrage ist schlicht deutlich höher als das Angebot.
So spart man hier Kosten:
Wirklich sparen kann man hier nur, indem man auf Aktivitäten ausweicht, die umsonst sind. Sind die eigenen Fahrräder mit an Bord, zum Beispiel einfach einmal eine Fahrradtour machen. Und gerade bei der Verpflegung lieber selber einkaufen und kochen. Als letzte Alternative hat man dann nur noch die Möglichkeit, bestimmte Gebiete zu meiden und eher in Regionen zu fahren, die noch nicht von Touristen überlaufen sind.