Auch wenn unser Toyota noch nicht ganz zu den Oldtimern zählt, erreichen uns doch immer mal wieder Fragen, ob man eine Solaranlage auf einem Oldtimer-Wohnmobil nachrüsten darf. Rein rechtlich lässt sich die Frage nach unserer Auffassung recht einfach beantworten.
Auf einem Oldtimer-Wohnmobil mit bestehendem H-Kennzeichen dürfen keine Solarmodule verbaut werden. Wurden diese innerhalb der ersten 10 Jahre nach der Erstzulassung angebracht (dies sollte man durch Rechnungen nachweisen können), ist es allerdings kein Problem ein H-Kennzeichen zu erhalten.
Schauen wir uns die Situation einmal im Detail an und gehen auf die Besonderheiten von Oldtimern und den dazugehörigen H-Kennzeichen ein.
So ist die aktuelle Situation im Detail
Beschäftigen wir uns zuerst kurz mit den Anforderungen für ein H-Kennzeichen.
- Das Fahrzeug muss mindestens 30 Jahre alt sein (Erstzulassung)
- Es muss in einem guten Zustand sein
- Es muss zur „Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“ (Quelle: TÜV Süd) dienen. Letztendlich geht es hierbei darum, dass alte Fahrzeuge erhalten werden sollen, da Sie irgendwann zum Kulturgut zählen. Bestes Beispiel Kolumbien: Oldtimer prägen hier das Image des ganzen Landes. Oldtimer können also ein Stück Vergangenheit des Landes erhalten.
- Es muss weitestgehend im Originalzustand sein (D. h. es darf nicht einfach beliebig Zubehör verbaut werden).
- Sind neuere Bauteile verbaut, müssen diese innerhalb der ersten 10 Jahre nach Erstzulassung bzw. Herstelldatum verbaut worden sein (dies muss man nachweisen).
Die Anforderungen im Detail kann man zum Beispiel hier beim TÜV Süd nachlesen (Link zum Anforderungskatalog des TÜV Süd).
Das heißt also im Klartext: Wenn man ein Solarmodul fest auf das Dach montiert oder klebt, verstößt man gegen diese oben genannten Faktoren. Die Konsequenz hieraus kann sein, dass man nicht mehr dazu berechtigt ist, das H-Kennzeichen zu führen.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was kann man tun? Welche Alternativen gibt es? Aber vorher schauen wir uns noch an, warum in Realität nicht immer alles nur schwarz oder weiß ist.
Nicht jeder (TÜV-) Prüfer ist gleich
Jetzt hört man allerdings immer mal wieder, dass es Leute gibt, die überhaupt kein Problem hatten über den TÜV zu kommen, obwohl Solarmodule nachgerüstet wurden. Auch ist schon der ein oder andere durch die Begutachtung für das H-Kennzeichen trotz Solarmodule gekommen. Schauen wir uns einmal an, woran dies liegen könnte.
Letztendlich ist jeder Prüfer nur ein Mensch und es gibt natürlich auch den ein oder anderen, der einmal ein Auge zudrückt. Auch ist vielleicht nicht jedem Prüfer genau bewusst, wann eine Solaranlage verbaut wurde, oder vielleicht sieht er diese nicht einmal. Bei der normalen HU wird ja auch nicht unbedingt aufs Dach geschaut. Es geht immerhin darum, ob das Fahrzeug geeignet ist, im Straßenverkehr teilzunehmen.
Gleichwohl sollte man sich nicht darauf verlassen, dass es hier keine Probleme gibt. Am einfachsten ist es wohl, einfach bei seinem TÜV-Prüfer einmal nachzufragen, oder wenn man es drauf ankommen lassen möchte, immerhin die Module so zu montieren, dass sie auch recht schnell wieder abgenommen werden können, sollte es zu Beanstandungen kommen.
Alternativen zur fest verbauten Solaranlage
Ausreichend Batteriekapazität nachrüsten
Die einfachste Möglichkeit ist natürlich sich entsprechend viel Batteriekapazität nachzurüsten. Gerade viele ältere Wohnmobile haben noch Nassbatterien verbaut. Steigt man hier z.B. auf LiPO4 Batterien um, kann man auf gleichem Platz viel mehr Kapazität unterbringen. Hinzu kommt, dass man Lithium-Batterien quasi vollständig entladen kann, ohne dass diese Schaden nehmen.
Fairerweise muss man dazu sagen, dass Lithium-Batterien natürlich signifikant teurer sind als andere. Nichtsdestotrotz kann sich so eine Investition durchaus lohnen.
Ladebooster hinzufügen
Ladebooster werden in den letzten Jahren mehr und mehr verbaut. Wird aktuell die Bordbatterie noch über die Lichtmaschine geladen, kommt meist nicht viel Strom an. Der Grund hierfür ist, dass die Lichtmaschine immer mal wieder die Leistung signifikant reduziert oder sich sogar komplett ausschaltet. Dazu kommt, das der Lichtmaschinenladeregler (der sich an beiden Batterien orientiert, die Starterbatterie aber ja kaum entladen wird) kaum die Batterien lädt während einer kurzen Fahrt.
Vor allem bei kurzen Strecken hat ein Ladebooster deutliche Vorteile. Hat man zum Beispiel einen mit 45 A, dann wird bei einer Stunde fahrt (oder auch im Stand) die Batterie um 45 Ah geladen. Hat man wie vorher erwähnt eine ausreichend große Batteriekapazität und einen Ladebooster, kann man so einige Tage stehen und mit kurzen Trips zum nächsten Platz die Batterie wieder aufladen.
Eine mobile Solaranlage nutzen
Mobile, faltbare Solarmodule werden immer beliebter. Insbesondere auf Reisen in abgelegten Gebieten haben diese extrem gute Vorteile. Ist man zum Beispiel als Bergsteiger unterwegs, kann es sein, dass man viele Tage bis Wochen nicht die Möglichkeit hat, seine technischen Geräte zu laden.
Faltbare Solarmodule in Kombination mit einer großen Powerbank sind in so einem Fall unglaublich wertvoll, um Kamera und Handy ohne große Probleme laden zu können. Hier werden auch die Vorteile gut deutlich, besonders Module mit einer recht geringen Leistung sind auch dementsprechend leicht.
Als Beispiel gibt es hier ein faltbares 16W Modul (Link zu Amazon), mit einem Gewicht von nur 644g und zwei USB-Anschlüssen. Möchte man nur die Möglichkeit haben das Handy oder Tablet zu laden, ist das absolut ausreichend.
Möchte man doch etwas mehr Leistung haben, wird es dementsprechend größer, schwerer und auch teurer. Hier zum Beispiel, bekommt man faltbare Solarmodule zwischen 120 W und 200 W (Link zu Amazon), mit integriertem MPPT Laderegler. Dieses muss man also wirklich nur noch an die Batterie anschließen und fertig. Mit 200 W kommt man schon recht weit und für die meisten wird dies vollkommen ausreichen, viele Wohnmobile haben deutlich weniger an Bord. Mit etwa 5 kg für eine Kapazität von 200 W kann man sich auch nicht beschweren. Und letztendlich muss man diese ja nur kurz aus dem Auto und wieder hineinheben.
Auch wenn die Preise für faltbare Solarmodule recht hoch erscheinen, wir haben für unsere flexiblen Module, die wir fest auf dem Dach verklebt haben, pro 100W ca. 140 € gezahlt, plus 160 € für den Laderegler. Diese Variante ist also nicht wirklich viel günstiger.
Zum Schluss noch ein wirklich praktischer Vorteil von mobilen Solarmodulen: Man hat die Möglichkeit, diese immer optimal in der Sonne auszurichten, während man mit dem Fahrzeug im Schatten stehen bleibt. Wer einmal bei wirklich hohen Temperaturen campen war, weiß wie praktisch dies manchmal sein kann.
Die Solaranlage als Ladung mitführen
Zu guter Letzt hat man relativ einfach die Möglichkeit, die Solaranlage einfach als Ladung auf dem Fahrzeug mitzuführen. Sobald man diese ohne Werkzeug und von Hand beliebig an- und abbauen kann, zählt diese als Ladung. Und hierfür ist jeder selbst verantwortlich und der TÜV sollte hierzu nichts sagen. Somit ist das H-Kennzeichen sicher.
Wichtig: Wie mit jeder anderen Ladung ist auch hier die richtige Ladungssicherung extrem wichtig. Also bitte die Module so befestigen, dass sie sich unter keinen Umständen lösen können und regelmäßig prüfen, ob noch alles fest ist.
Hat man einen Dachgepäckträger, ist es eine recht einfache Möglichkeit, die flexiblen Module auf ein Holzbrett oder Lochblech zu kleben (bessere Wärmeleitung). Anschließend kann man diese mit Spanngurten sicher auf dem Gepäckträger befestigen und bei Bedarf ohne große Mühe wieder lösen. Spanngurte haben hierbei den Vorteil, dass sie extrem widerstandsfähig sind und für die ordnungsgemäße Ladungssicherung konzipiert sind.
Fazit
Auch wenn es unserer Auffassung rein rechtlich nicht möglich ist, die Solarmodule wie bei anderen Wohnmobilen einfach aufs Dach zu kleben, so gibt es doch wirklich gute Alternativen. Mit etwas mehr Batteriekapazität oder einem Ladebosster kann man hier und da schon erreichen, dass der Landstromanschluss nicht immer ganz so essenziell ist. Kommt man damit immer noch nicht hin, sind mobile, faltbare Solarmodule eine wirklich gute Alternative. Sollen es doch Module auf dem Autodach sein, hat man durch die Deklaration als Ladung die Möglichkeit, doch in den Genuss von Solarenergie zu kommen.