Die Solaranlage auf dem Wohnmobil im Winter. So viel Strom ist drin!


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Eine sehr berechtigte Frage, die man oft gestellt bekommt, ist welchen Ertrag die Solaranlage eines Wohnmobils im Winter noch erreicht. Auch wenn Camping im Winter nicht etwas für jedermann ist, gibt es doch immer mehr und mehr Menschen, die auch in den kalten Monaten auf Reisen gehen. Hat man eine Solaranlage nachgerüstet, um autark sein zu können, ist es natürlich wichtig zu wissen, ob im Winter überhaupt noch alle Geräte mit Solarstrom betrieben werden können.

In Deutschland kann man davon ausgehen, dass die Solaranlage auf dem Wohnmobil im Winter nur etwa 15 bis 30 % des Ertrags liefert, der im Sommer zu erwarten ist. In Ländern näher am Äquator sind etwa 50 bis 60 % möglich, in Skandinavien nur um die 10 %.

Um eine valide Aussage treffen zu können, haben wir im Detail nachgerechnet und sechs verschiedene Standorte untersucht. Drei davon liegen in Deutschland.

Unsere Analyse im Detail

Jeder, der sich einmal mit dem Thema Solarenergie beschäftigt hat, wird erahnen können, dass der Ertrag allgemein stark von dem Standort abhängt. Interessant war jedoch zu sehen, wie stark der Standort (allein innerhalb Deutschlands) den Ertrag im Winter im Vergleich zum Sommer beeinflusst.

Wir sind in der Analyse von unserer 300 Wp Solaranlage ausgegangen. Diese liegt flach auf dem Dach auf, daher sind auch die Werte hier ohne Neigungswinkel kalkuliert. Um die Abhängigkeit des Standorts zu untersuchen, haben wir drei verschiedene Städte ausgewählt. Berlin im Nordosten, Frankfurt in der Mitte Deutschlands und München im Süden.

Leistung: 300 Wp
Neigung 0°
Berlin (52.51°N / 13.40°E)Frankfurt (50.11°N / 8.68°E)München (48.13°N / 11.57°E)
Januar4 kWh9 kWh11,5 kWh
Februar9 kWh13 kWh16 kWh
März20 kWh22,5 kWh25 kWh
April28 kWh32 kWh32,5 kWh
Mai39 kWh38,5 kWh38,5 kWh
Juni40,25 kWh40,25 kWh39 kWh
Juli38,5 kWh40,25 kWh40,25 kWh
August31,5 kWh37 kWh36 kWh
September21 kWh25,75 kWh27 kWh
Oktober11 kWh18 kWh20 kWh
November9 kWh9 kWh12 kWh
Dezember6 kWh7 kWh9,5 kWh
Totalca. 285 kWhca. 292 kWhca. 307 kWh
Solarertrag im Winter im Vergleich zum Sommer15 %17 %24 %
Die Werte beziehen sich auf ein typisches meteorologisches Jahr (TMY)

Wie unschwer zu erkennen ist, ändert sich der totale Solarertrag leicht, je weiter man sich im Süden befindet. In Berlin erreicht man etwa 285 kWh, in München hingegen ca. 307 kWh. Anschließend kann man die besten Monate mit den schlechtesten vergleichen.

In Deutschland sind in aller Regel der Juni oder Juli die ertragreichsten Monate und der Dezember der Monat mit dem geringsten Ertrag. In Berlin erreicht man im Dezember mit 6 kWh nur etwa 15 % des Solarertrags im Juni (40,25 kWh). Frankfurt verhält sich ähnlich, nur in München ist die Differenz mit 24 % nicht ganz so groß.

Um dies mit Städten weiter nördlich und südlich zu vergleichen, haben wir drei weitere ausgewählt: Oslo, Rom und Nairobi. In Rom erreicht man ähnliche Werte wie in München, auch hier ist der Dezember als schlechtester Monat nur etwa 24 % so ertragreich wie der Juli. Anders hingegen sieht es weiter nördlich in Oslo aus. Hier erreicht man im Winter nur etwa 10 % des Ertrags im Sommer.

Im Vergleich hierzu sieht die Situation in Kenias Hauptstadt Nairobi ganz anders aus. Da die Stadt so nah am Äquator liegt, hat man hier nicht die typischen Jahreszeiten, wie wir sie kennen. Der ertragreichste Monat ist der März mit 44,5 kWh. Der schlechteste der Juni mit 25,5 kWh, also ca. 57 %.

Leistung: 300 Wp
Neigung 0°
Oslo (59.92°N / 10.74°E)Rom (52.51°N / 13.40°E)Nairobi (52.51°N / 13.40°E)
Januar4 kWh15 kWh43 kWh
Februar9 kWh19 kWh42 kWh
März20 kWh29 kWh44,5 kWh
April28 kWh33 kWh33 kWh
Mai39 kWh43 kWh26,5 kWh
Juni40,5 kWh48,8 kWh25,5 kWh
Juli38,5 kWh52 kWh28 kWh
August31,5 kWh45,5 kWh30,5 kWh
September21 kWh32,5 kWh35,5 kWh
Oktober11 kWh22,5 kWh33 kWh
November9 kWh14,5 kWh33 kWh
Dezember4 kWh12,5 kWh40 kWh
Totalca. 250 kWhca. 368 kWh415 kWh
Solarertrag im Winter im Vergleich zum Sommer10 %24 %57 %
Die Werte beziehen sich auf ein typisches meteorologisches Jahr (TMY)

Man sieht also sehr schön, dass es einen großen Unterschied macht, wo auf der Welt man sich befindet. Fährt man mit seinem Wohnmobil im Winter in den Norden Richtung Skandinavien, sollte man auf jeden fall davon ausgehen, dass die Solaranlage signifikant weniger Strom produziert. Fährt man Richtung Italien, sieht die Situation nicht ganz so dramatisch aus, allerdings wird auch hier nur ca. 1/4 des Stroms produziert werden.

Hinweis: Wer selber einmal den Solarertrag für seinen Standort nachrechnen möchte, dass das zum Beispiel hier tun (Link zu Solarserver.de).

Ertrag optimieren durch:

Nach der doch recht ernüchternden Erkenntnis, dass der Solarertrag im Winter signifikant weniger sein wird, stellt sich die Frage, was man tun kann, um diesen zu optimieren.

Im Winter in den Süden fahren

Eine sehr einfache Möglichkeit den Ertrag zu maximieren, ist im Winter in Richtung Süden zu fahren. Möchte man allerdings richtiges Wintercamping in Skandinavien, ist das nicht unbedingt eine Option, daher muss man hier andere Maßnahmen ergreifen.

Den Neigungswinkel ändern

Im Winter steht die Sonne tiefer am Horizont. Dementsprechend ist auch die Einstrahlung auf flach auf dem Dach liegende Solarmodule deutlich geringer im Vergleich zum Sommer. Um dem entgegen zu wirken, kann man den Neigungswinkel der Module verändern. Optimal ist es also, die Module so zu befestigen, dass der Neigungswinkel geändert werden kann.

Die Auswirkungen eines größeren Neigungswinkels kann man hier erkennen. Bei konstanten 40° bleibt der Ertrag im Juli fast konstant, bzw. geht nur leicht zurück, verglichen mit flach aufliegenden Modulen. Im Dezember hingehen ist der Ertrag deutlich höher. In Berlin verdoppelt sich dieser von 6 kWh auf 12,5 kWh. Ähnlich ist es für die Standorte Frankfurt und München. Hierdurch erreicht man im Dezember zwischen 30 und 44 % des Ertrags vom Juli.

Leistung: 300 Wp
Orientierung: Süden
Neigung 40°
Berlin (52.51°N / 13.40°E)Frankfurt (50.11°N / 8.68°E)München (48.13°N / 11.57°E)
Juli41,5 kWh40 kWh39,5 kWh
Dezember12,5 kWh14 kWh17,5 kWh
Solarertrag im Winter im Vergleich zum Sommer30 %35 %44 %

Noch weiter optimieren kann man das Ganze, indem man im Sommer den Neigungswinkel zwischen 0° und 40° einstellt (hier sind einmal 40° angenommen) und im Winter die Module auf 90° aufrichtet. Das führt dazu, dass der Ertrag im Dezember noch einmal deutlich steigt. Somit kann man Werte zwischen 34 % und etwa 47,5 % erreichen.

Leistung: 300 Wp
Orientierung: Süden
Neigung 90°
Berlin (52.51°N / 13.40°E)Frankfurt (50.11°N / 8.68°E)München (48.13°N / 11.570°E)
Juli (mit 40° Neigung)41,5 kWh40 kWh39,5 kWh
Dezember14 kWh15,5 kWh18,5 kWh
Solarertrag im Winter im Vergleich zum Sommer34 %39 %47,5 %

Wichtig ist hierbei, dass man das Fahrzeug immer nach Süden ausrichtet, wenn man auf einem Platz länger steht. Zeigen die Module im Winter Richtung Norden bei 90° Neigung, geht der Ertrag gegen null! Also immer einen Kompass mitnehmen und optimal ausrichten.

Weitere Optimierungsmöglichkeiten:

Die Möglichkeit, den Solarertrag selbst zu optimieren, hat man mit den oben beschriebenen Schritten ausgeschöpft. Aber es gibt noch weitere gute Optionen, die man in Betracht ziehen sollte, damit das Campen im Winter gelingt.

Batteriekapazität erhöhen

Eine größere Batteriekapazität sorgt dafür, dass man länger autark mit dem Fahrzeug an einem Platz stehen kann, auch wenn die Sonne mal zwei oder drei Tage nicht scheint. An den wenigen sonnigen Tagen im Winter kann man dann, je nach Dimensionierung der Batterie, den kompletten erzeugten Strom speichern. Dazu kommt, dass bei den Fahrten von Campingplatz zu Campingplatz ebenfalls so viel Strom wie möglich gespeichert werden kann, der durch die Lichtmaschine erzeugt wird. Es verschafft einem also einfach etwas mehr Spielraum.

Ladebooster nachrüsten

Neben der Batteriekapazität sollte man einen Ladebooster nachrüsten. Lässt man die Batterie im Wohnbereich nur von der Lichtmaschine laden, passiert das oft nur sehr langsam, da die zusätzliche Batterie vom Laderegler der Lichtmaschine nicht als Verbraucher erkannt wird. Ein Ladebooster hingegen wird als solcher erkannt und sorgt so dafür, dass die Aufbaubatterie möglichst schnell geladen wird.

Möglichst viel mit Gas betreiben

Auf der einen Seite kann man die Kapazität und die Ladegeschwindigkeit durch die beiden oben genannten Möglichkeiten erhöhen. Gleichzeitig sollte man aber den Stromverbrauch so weit wie möglich reduzieren. Hierzu sollte man zum Beispiel den Kühlschrank mit Gas betreiben oder, wenn es kalt genug ist, die Lebensmittel im Winter draußen lagern und so Gas und Strom sparen. Aber Achtung: Lebensmittel nicht einfach herumliegen lassen, sonst bekommt man nachts Besuch von dem ein oder anderen Fuchs oder Wolf.

Lars

Gründer von Faszination Camping und seit Jahren reiseverrückt. Am liebsten mit dem Toyota in abgelegene Gebiete und die Natur vollends genießen.

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